Angeschautes, Anschauliches und Anderes von C.

Mittwoch, Dezember 02, 2009

Blitz-Aus für Lochthofen

Das das war ja mal eine Überraschung am Frühstückstisch: TA-Chefredakteur Lochthofen ist entlassen. Seit gestern. Offenbar hat ihn sein Vergleich mit der Sippenhaft - zugegeben, der war schon heftig, aber doch irgendwie treffend - ins Aus katapultiert. Aus dem Schreiben an die Mitarbeiter der TA:

"Wir weisen die in der Sache falschen und in ihrer offenbar beabsichtigten Wirkung außerordentlich verlagsschädigenden Vergleiche mit der nationalsozialistischen und stalinistischen Gewaltherrschaft in aller Form zurück". Weiter heißt es, das Verhältnis sei nun erheblich belastet, was eine Weiterbeschäftigung im Konzern verhindern würde.

Wer Lochthofens Leben kennt, weiß, wie seine Äußerung einzuordnen ist. Und dass das, was die WAZ vorbringt, wahrscheinlich ein willkommenes Konstrukt ist, um sich Lochthofen vom Hals zu schaffen, der mit irgendeinem belanglosen Abstellgleis-Job irgendwo im WAZ-Land eh nicht glücklich geworden wäre.

Das Verhältnis ist gestört, keine Frage. Genauso wie der Vorwurf stimmt, die Redaktionsarbeit sei beeinträchtigt. Aber kann man einem Team, das sich seit 20 Jahren zumindest auf der Leitungs-Ebene kaum verändert hat, das vor 20 Jahren einen Chef gewählt hat, den die Mitarbeiter bis heute respektieren, schätzen und haben wollen, kann man diesem Team verübeln, wenn sie in der jetzigen Situation nicht wie Maschinen zur Arbeit gehen und einfach wie immer ihren Job machen? Klar muss die WAZ Schadensbegrenzung betreiben, aber ist es wirklich so eine gute Idee, den Störenfried deshalb erstmal ganz schnell rauszuschmeißen und so für Ruhe zu sorgen? Aus Sicht der WAZ sicher - Sympathiepunkte für den Neuen gibt es dafür wahrscheinlich aber jetzt erst recht nicht. Vielmehr entsteht jetzt erst recht der Eindruck, dass es hier nicht um die Zeitung und ihre Ausrichtung, sondern rein um wirtschaftliche Interessen geht.

Ich glaube, die WAZler unterschätzen die Erfurtsche Sturheit. Und ihre Loyalität. Und bauen zu sehr auf den Faktor "Angst vor Jobverlust". Würde mich nicht wundern, wenn die Redaktion geschlossen kündigt und mithilfe von lokalen Sponsoren ein eigenes Blatt aufmacht. Gibt's hier noch irgendwo ein unabhängiges Druckhaus? Ich bin jedenfalls gespannt, was die nächste Zeit bringt.


Nachlesen: u.a. hier und hier.

Ach ja, der Fairness halber muss ich noch anfügen: Mit Frau Lochthofen wird derzeit über ihre zukünftige Position bei der TA verhandelt. Von ihrem Rausschmiss ist aktuell keine Rede mehr. Wahrscheinlich aber auch nur deshalb, weil jeder Arbeitsrichter gegen die WAZ entscheiden würde...

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