Angeschautes, Anschauliches und Anderes von C.

Dienstag, Dezember 22, 2009

China seltsam #178: Wahrheit und Satire

Das mit der Wahrheit ist nicht immer so ganz einfach: Manchmal ist sie einfach furchtbar unhöflich und grausam. Kein Wunder also, dass die Versuchung groß ist, sich seine eigene Version davon zu basteln. Was philosophisch betrachtet gar nicht mal verwerflich ist, das tun wir ja sowieso, an unsere eigene Wahrheit glauben, also an das, was wir als wahrhaftig wahrnehmen. Manchmal geht die Schere zwischen erlebter und objektiver Wahrheit aber doch ganz schön auseinander. So wie in letzter Zeit bei der chinesischen Führung. Nicht nur, dass man nach dem Kopenhagen-Debakel sofort versucht hat, dem Volk den Misserfolg (an dem man selbst maßgeblich beteiligt war) als Triumph zu verkaufen. Nun versucht man auch noch, westliche Medien und Berichterstatter im eigenen Land zu diskreditieren - offenbar um ungeliebte kritische Journalisten unglaubwürdig zu machen und seine eigene Version der Wahrheit zu verbreiten. So bekommt beispielsweise das ZDF jetzt auch wegen seiner "gemeinen und vulgären" Berichterstattung zur Buchmesse eins auf die Mütze. Und der Korrespondent in Beijing Probleme mit Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis... Stein des Anstoßes ist übrigens u.a. ein Beitrag der "heute show" von Martin Sonneborn:




Vielleicht sollte man den Chinesen mal irgendwann das Konzept von Satire und satirischen Shows (in Abgrenzung zu journalistischen Informationsformaten) erklären. Satire und Ironie scheinen dort ja tatsächlich häufiger missverstanden zu werden. Vielleicht hilft es ja auch, ihnen ein paar andere Clips vom Sonneborn zeigen, zum Beispiel von seinem Besuch bei "Zimmer frei". Spätestens dann sollte klar sein, dass es sich bei der beanstandeten Sendung zur Buchmesse nicht um einen ernsthaften Angriff auf die Ehre des chinesischen Volkes handelt ;)

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