China seltsam #145: Arschkriecherei im Journalismus
Wer es auf Spon verpasst haben sollte:
Chinesische Reporter, vor allem Nachwuchsreporter, die sich ihre Sporen erst noch verdienen müssen, neigen bekanntlich manchmal doch zu sehr offensichtlicher und manchmal nicht unbedingt angebrachter Lobhuddelei, die mit der Realität nicht mehr unbedingt etwas zu tun haben muss. Was sicher auch daran liegt, dass Vater Staat in China sehr genau darauf achtet, was seine Kinder so alles über ihn verbreiten. Umso peinlicher - und ja, amüsanter - ist deswegen die Geschichte vom Korrektor, der neben einen allzu enthusiastischen Artikel für die südchinesische Nanfang Dushibao die Anmerkung "so eine Arschkriecherei" schrieb. Im Original stand: "So hohe Führer zu sehen, begeistert alle". Der arme Setzer, der mit der Anmerkung des Korrektors nichts anfangen konnte, machte das darauf: "So eine Arschkriecherei begeistert mich wirklich".
Das Interessante nun: Trotz einer Auflage von 420.000 Exemplaren blieb dieser Fehler zunächst einmal unbemerkt. Was entweder heißt, dass sich die Leute insgeheim ins Fäustchen gelacht oder die Zeitung wenn überhaupt dann sehr desinteressiert gelesen haben. Vielleicht haben sie sie auch einfach nur fürs Katzenklo benutzt, wer weiß das schon. Nur der Zeitung selbst war es offenbar etwas peinlich und so beteuerte man mit etwas Verspätung, wie schrecklich leid es ihr täte und dass dahinter natürlich keinerlei politisches Statement stehe. Verbreitung fand die Geschichte erst danach, eher zögerlich und auch hauptsächlich über das Internet - mit dem Ergebnis, dass der Artikel online und mit der Suchmaschine Baidu nicht mehr zu finden ist. Der Korrektor und ein Redakteur kamen übrigens mit Geldstrafen davon.
Labels: China
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