China seltsam #129: Hongse qingjie
Es ist schon seltsam: Da ist man ein junger, gebildeter Mensch im China der frühen 1980er Jahre, hat sich nichts weiter zu Schulden kommen lassen und bis dato immer fleißig gelernt und plötzlich wird man ganz einfach weil ein paar ungebildete Bauernlümmel, die zufällig an der Macht sind, es beschließen aus seinem gewohnten Umfeld gerissen und "aufs Land" geschickt. Was englischen Adligen Jahrhunderte lang Erholung und Entspannung brachte, bedeutete für chinesische junge Intellektuelle zu dieser Zeit häufig, in abgelegenen Bergdörfern unter den jämmerlichsten Bedingungen zu hausen, auf den Feldern oder in uralten Minen unter Lebensgefahr zu schuften und dabei den Launen der Dorfbewohner ausgesetzt zu sein. Das Ganze nannte sich dann Umerziehung.
Was nun aber noch seltsamer ist: Auf ihre alten Tage scheinen einige der damals Umerzogenen den Tagen "auf dem Land" nachzutrauern. Hongse qingjie nennt man das, den "roten Komplex". Die heute Alten erinnern sich mit Wehmut an die gute alte Zeit und verklären sie derart, dass die heute Jungen sie gern miterlebt hätten. Was natürlich aber nicht geht und so lassen einige junge Paare die "roten Tage" wieder auferstehen und heiraten im Mao-Stil. Tolle Idee.
Labels: China
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